Burg Lauenstein und der böse Heinrich |
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Während aber die Freuden des Gastmahls im Rausch von Wein und Gesang aufwallten, erglomm plötzlich ein rötlicher Schein, der spiegelte sich an den Deckenbalken und flackerte magisch durch den Raum, wie von Geisterhänden entzündet. Alle sprangen von den Bänken und drängten sich an die Fenster, auf Flur und Brustwehr. Da sahen sie dann die ganze Bescherung: "Es brennt ! Der Spiegelberg brennt!" riefen die Männer. Und richtig, das Grafenschloß da unten stand in heller Lohe. Die Funken sprühten aus den Dachstühlen, und ein Feuerregen zog durch den Talgrund. Jetzt erst sprang der Graf von seinem Sessel, bahnte sich eine Gasse durch die Gaffer zum Fenster und rief: "Heinrich was soll das?" Schnell wendete er sich dem Ausgang zu, um ins Tal zu eilen, Hand anzulegen. Da bohrte sich der Mordstahl in seinen Rücken und Moritz sank blutend zusammen. Drüben waren Heinrich gedungene Mordbrenner am Werk, und die gute Gräfin Elisa konnte sich nur mit Hilfe treuer Diener durch das Flammenmeer retten. Sie floh mit ihren beiden Söhnen zu dem Bischof Moritz von Hildesheim, einem Verwandten ihres Hauses. Dieser und der Herzog Albrecht "der Feiste" von Braunschweig nahmen sich ihrer Sache an. Sie erzogen auch die beiden Jungen. Denn ihre Mutter war bald darauf am gebrochenen Herzen gestorben. Der Herzog und der Bischof beschlossen, den Mordbrenner Heinrich zu richten. Mit Kriegsmacht zogen sie vor den Lauenstein. Aber den bösen Heinrich hatte die Kainsangst in die Arme der Kirche getrieben. Er floh in das Kloster Amelungsborn. Hier stöberte ihn der Graf von Everstein, ein Freund des Ermordeten, auf und erschlug den Ruchlosen eigenhändig mit seinem Schwert. Denn Blut schreit nach Blut!
Quelle: Karl Paetow "Die schönsten Wesersagen"