Die Sagenwelt des Thüster Berges

Thüster Berg
Mythen und Sagen

Das Kansteinweib

An einem schönen Nachmittage im Februar ging die Frau des Salzhemmendorfer Pastors in den Wald am Hang des Kansteins, um Schneeglöckchen zu pflücken. Sie geriet immer tiefer in den Wald, denn sie fand immer schönere. Zuletzt gelangte sie in den Hemmendorfer Wald und wollte nun umkehren. Aber sie verirrte sich. Schließlich war sie von dem vielen Laufen müde geworden. So setzte sie sich auf einen Stein und schlief ein.

Der Pastor, der im Pfarrhaus vergeblich auf die Heimkehr seiner Frau wartete, wurde unruhig und machte sich endlich auf, um sie zu suchen. Er fand sie nach langem Suchen um Mitter-Nacht. Sie war ganz nackt und auf dem Stein festgebannt. Da erschien der Teufel und wollte auch ihn festbannen. Als er sich gerade aus der Luft auf die Erde niederlassen wollte, rief ihm der Pastor verschwörend zu: "Der Geist hat kein Fleisch und kein Bein!" Im selben Augenblick war der ganze Spuk vorbei. Die Frau konnte aufstehen, und beide kehrten unangefochten nach Hause zurück.

Der wilde Jäger Hoike

Seit alten Tagen lebt im Thüster Berge der wilde Jäger Hoike. Da, wo die Klippen des Kansteins am steilsten aufragen und die Fichten und Buchen am dichtesten wachsen, haust er in der Hoikenkammer, und bei ihm sind seine Gesellen und Hunde. Sommers liegt alles in tiefstem Schlafe. Aber zur Herbstzeit erwacht Hoike und seine wilde Jagd schert sich um ihn. Während die Gefährten den Rappen aufzäumen, knöpft er den Mantel dichter und rückt den großen Hut zurecht.

Die Sagen vom Thüster Berg

Damit kommen auch die Stürme über das Land, daß der Berg bullert. Dann pfeift und stöhnt es in den alten Fichten und die hohen Buchen knarren und ächzen. Dazwischen hört man deutlich Hundegebell und das Juhu und Hussa von Hoikes wilder Meute, die zu Tal jagt. Tosend und unter Gejaff der Hunde hetzt sie im Sturmwind über die Felder, durch die Dörfer, poltert auf den Gassen, dass die Dachziegel rasseln, und johlt in den Schornstein hinein, dass die Menschen erschrecken. Dann warnt die Grossmutter die Jugend: Seid artig, Kinner, dat is de Hoike!" Erst im Morgengrauen zieht Hoike mit seinen Gesellen heim zu Berg, und Wald und Flur, Tiere und Menschen haben wieder Ruhe.

Quelle: Ithland, Sagenland von Ulrich Baum