Die Schlacht bei Runibergun

Mythen und Sagen

Im 5. Jahrhundert wanderte der größte Teil der in unserem Gebiet ansässigen Sachsen nach Britannien ab. In den großen entvölkerten Raum zwischen Friesen im Norden und Franken im Süden strömte nun das Volk der Thüringer. Auch alles Land an Deister und Süntel stand unter ihrer Herrschaft. Alte Familien- und Erbstreitigkeiten zwischen dem Thüringer König Hermanifred (Herminfried, Irminfried) und seinem Schwager, dem Frankenkönig Theoderich, brachen wieder auf. Theoderich vertrieb mit Hilfe seines Schwagers Chlotar im Jahre 530 n. Chr. die Thüringer aus dem Münster-Land. Die zogen sich auf dem alten Helweg (vor dem Sant-Forte) zurück. Dort, wo er aus dem Gebirgsrand in die Deistermulde führt und dort, wo zwischen den letzten Ausläufern (Stemmer, Benther und Gehrdener Berg) eine Sperrung leichter möglich ist, bauten sie einen Abwehrgürtel mit Sperren und Wolfsgruben. Diese Wolfsgruben, tiefe Erdgruben, am Grunde gespickt mit scharfen kurzen Spießen, waren gefährliche Fallen für die nachstürmenden Franken, denn die Öffnungen waren so mit Zweigen und Rasenplanken bedeckt, daß man sie nicht erkennen konnte. Zwei Tage dauerte der Kampf. Am dritten Tage waren die Thüringer erschöpft, die Franken hatten gesiegt.

Durch geschickte Verhandlungen gelang es König Theoderich, die nördlichen Nachbarn der Thüringer, nordische Volks-Stämme, und im Lande verbliebene Sachsen zu gewinnen, die sich die hochmütigen Thüringer schon lange zu Feinden gemacht hatten. Der Chronist Widukind von Corvey schreibt vierhundert Jahre später (967) auf, was davon überliefert war.

"Wenn die Sachsen den Irminfried besiegten und die Burg (Scheidungen an der Unstrut) nähmen, so wollte er ihnen das Land zu ewigem Besitz geben. Die Sachsen schickten unverweilt und ohne langes Besinnen neun Feldherren, jeden mit tausend Kriegern... Die Franken bewunderten die durch Körperkraft und Mut hervorragenden Männer, sie wunderten sich auch über die neue Tracht, auch über ihre Bewaffnung und das über die Schultern wallende Haar und vor allem über die gewaltige Festigkeit ihres Mutes. Sie waren bekleidet mit Kriegsröcken - weite, buntgestreifte, linnene Gewänder - und bewehrt mit langen Lanzen, standen gestützt auf kleine Schilde und hatten an den Hüften lange Messer." Die Burg Scheidungen, die letzte Zuflucht der Thüringer, wurde tatsächlich genommen und die Thüringer damit vollständig besiegt. Von ihrem Reich, das an die Sieger fiel, erhielten die Sachsen das Land bis zur Unstrut und damit auch das Land diesseits und jenseits des Deisters. Die Fachgelehrten rätselten lange, ob die große Schlacht bei Runibergun sich bei uns abgespielt hat oder bei den Ronnebergen an der Unstrut. Die ältere der Aufzeichnungen von Gregor von Tours (587) schildert zwar genau die furchtbaren Wolfsfallen, macht aber keine Ortsangabe. Widukind von Corvey berichtet vom Ort "Runibergun", aber erst in den berühmten Quedlinburger Jahrbüchern kommt die Bestätigung "Theoderich versammelt sein Heer und führt es bis zu dem Gau, der Maerstem heißt."

Quelle: "Über den Deister gehn" von Udo Mierau und Gudrun Wildhagen