Mit der Sippe Wonher fing es an

Mythen und Sagen

Eines Tages wurden Menschen mit ihren Familien auch dort seßhaft, wo heute die Häuser der alten Stadt Wunstorf stehen. Lange waren sie in den Jahrhunderten zuvor durchs Land gezogen, hatten sich ihre Lebensmöglichkeiten durch die Jagd, den Fischfang und Beerensammeln gesucht. Jetzt fingen sie an, einen Acker zu pflügen und Vieh zu halten. Der Standort für ein neues Leben wurde allerdings wohl nicht nur für eine Familie allein gesucht, sondern die Siedler erschienen mit mehreren Familien in der Sippe. Die größere Zahl kräftiger Männer und tüchtiger Frauen sicherte ihnen die Existenz. Sorgfältig hatten die Ältesten den Platz ausgewählt. So haben sich einst auch Menschen dort niedergelassen, wo zwei Bachläufe, die heutige Süd- und Westaue, zwischen Deister und Steinhuder Meer vor ihrer Einmündung in den großen Fluß, die Leine, eine lange und schmale, sandige Halbinsel bilden. Ihre Höfe legten sie auf dem höher gelegenen Gelände an. Dort waren sie geschützt, wenn das Hochwasser, wie so oft, die Niederung weithin überflutete.

Es kann angenommen werden, daß der Sippenälteste des Dorfes Wonatheri oder Wunnaheri hieß. Deshalb wurde der Ort in ersten Urkunden später Wonherestorpe genannt, das Dorf des Wonher. Wird die früheste Geschichte von Wunstorf so gesehen, dann kann die erste Siedlung auf der Aueinsel etwa um 700 n.Chr. entstanden sein.

Orte, die es vorher als bronze- oder eisenzeitliche Siedlungen nördlich von Wunstorf oder zwischen dem Galgenberg und Liethe gegeben haben muß, weil die freigelegten großen Urnenfriedhöfe dafür ein Beweis sind, wurden wohl verlassen. Genau und wirklich stichhaltig ist die Frage der Entstehung Wunstorfs nicht zu beantworten. Ergebnisse einer archäologischen Forschung liegen nicht vor. Fest steht, daß es im ersten Jahrtausend n.Chr. im Deistervorland zu einer starken Durchsetzung der Region mit sächsischen Siedlungen kam. Westlich vom heutigen Wunstorf gab es allerdings eine etwa 25 Kilometer lange und 10 bis 15 Kilometer breite, mit dichtem Gehölz bestandene Niederungszone, den Dülwald. Er blieb zunächst von jeder Besiedlung frei und hat wohl auch als Grenzwald zwischen germanischen Stämmen seine Bedeutung gehabt.

Das frühe Wunstorf war zu Beginn allerdings wohl keine nur rein bäuerliche Siedlung. Es gab auch Personen, die sich der Töpferei widmeten, andere fertigten Textilien an und wieder andere stellten Geräte und Waffen her. Neben dem Ackerbau, der Viehhaltung und dem Handwerk blieb auch die Jagd von größter Bedeutung.

Quelle: Das Wunstorfbuch von Armin Mandel