Siedlungen um Wuonherestorpe

Mythen und Sagen

Nun hat es im 1.Jahrtausend nach Christi nicht nur das Dorf des Wonher gegeben, sondern zwischen dem Südufer des Steinhuder Meeres und der Leine entstanden früher oder später andere Orte. Bei dem Mangel an archäologischen Untersuchungen kann die Namensforschung helfen, aber genaue Angaben sind nicht möglich. Läßt sich in der Steinzeit, auch in der Bronzezeit und vor allem durch Urnen-Friedhöfe während der Eisenzeit die Anwesenheit von Menschengruppen durch Fundstücke belegen und ist danach keine Siedlung mehr vorhanden, dann ist der Beweis für einen Siedlungsabbruch erbracht.

Es ist bekannt, daß auf den Geesthöhen in der Terrassenlage des Aue- und Leinetals Dörfer gelegen haben. Eine Siedlungs-Kontinuität kann allerdings ausgeschlossen werden. Die Nachfahren der Bronzezeitmenschen von Liethe oder derjenigen, die nördlich von Klein Heidorn und bei Großen-Heidorn ihre Spuren hinterließen, wurden nicht Einwohner des ersten Ortes an der Aue. Für Steinhude mag das anders aussehen. Hier haben wahrscheinlich immer günstige Siedlungs-Bedingungen geherrscht, so daß sich nur der alte Siedlungsgrund einmal geringfügig verschoben haben könnte. In Kolenfeld wäre eine durchgehende Besiedlung noch nachzuweisen, das gilt wahrscheinlich auch für Luthe. Dort gibt es auf der Leineterrasse zwar Urnenfunde aus der frühen Eisenzeit, aber der Historiker ist vorsichtig, wenn er schreibt: Es läßt sich aber nicht entscheiden, ob diese durch ein Gräberfeld angezeigte früheisenzeitliche Siedlung nur eine zeitweilige war oder ob sie ständig weiter bewohnt blieb und damit als Ursprung unseres Dorfes anzusehen wäre. Es wird dann die Namensforschung zu Hilfe genommen, wenn es weiter heißt: In dem Namen Luthe steckt die alte Endung
-ithi, die nach den Ergebnissen der Ortsnamenforschung auf älteste Dorfgründungen hinweist. Manche Forscher vermuten, daß solche Ortsnamen bis in die Zeit der ersten Landnahme

zurückreichen, die in der frühen Eisenzeit und zum Teil noch früher stattfand. Diese Namengebung hörte mit der Völkerwanderung auf. Dem Namen nach könnte das Dorf Luthe also schon vor Christi Geburt, müßte aber spätestens im 4. Jahrhundert n.Chr. seinen Anfang genommen haben. Die Deutung des Namens ist unsicher, die erste Silbe kann von "lut" (klares Wasser) abzuleiten sein. "Ithi" bedeutet soviel wie Platz, Ort. Luthe kann also etwa bedeuten "Platz am klaren Wasser". Doch sind solche Namen wegen der Abschleifung des Wortes im Laufe vieler Jahrhunderte kaum einwandfrei zu erklären.

Wird von der Besiedlung der Landschaft um Wunstorf ausgegangen, dann sind aber auch jene kleinen Orte oder Einzelhöfe zu berücksichtigen, die es heute nicht mehr gibt, deren Name und Lage aus zahlreichen Urkunden bekannt ist. Ob es zu ihrer Gründung kam, als die Bevölkerung rasch wuchs und warum sie früher oder später verlassen und dann aufgegeben wurden, ist ungeklärt. Hemmendorpe, Ittendorpe, Bernstorpe oder Thietwardesthorpe sind nur einige von ihnen bei denen angenommen werden kann, daß im ersten Teil des Namens, wie bei Wunstorf, Wuonheresthorpe, der Name der Siedlersippe zu erkennen ist: Hemmo, Thietward usw.
Die Orte gingen bis zum Ende des 16. Jahrhunderts unter.

Die Bewohner des Landes zwischen Deister, Leine und dem Steinhuder Meer wurden seit etwa 200 v.Chr. Cherusker genannt. Sie waren ein Volk, daß den Römern, die sich vorgenommen hatten das Land bis zur Elbe zu erobern, ihre Expansions-Gelüste zunichte machte. Vielleicht, weil das Land dann später dünn besiedelt war, zogen im 6. und 7. Jahrhundert aus dem Norden kommende Sachsen zu und gründeten Siedlungen. Wunstorf kann durchaus als sächsisches Dorf entstanden sein.

Quelle: Das Wunstorfbuch von Armin Mandel